Chronik

Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Heidenrod-Dickschied

Recherchiert von Eberhard Schneider

Am 26. August 1929 wurde von der Nassauischen Versicherungsanstalt ein Versicherungsschein für die Pflichtfeuerwehr der Gemeinde Dickschied ausgestellt. Es handelte sich um eine Unfallversicherung für 30 Personen. Der Jahresbeitrag betrug 36 Reichsmark und 40 Pfennige. Die Versicherungssumme belief sich auf 2.000 Reichsmark pro Person. Für den Fall einer vorübergehenden Erwerbsunfähigkeit gab es eine tägliche Entschädigung von 2,00 Reichsmark.

Leider sind die Personen, die zur Pflichtfeuerwehr gehörten; nicht überliefert. Wahrscheinlich gehörten sie aber zu den später genannten Gründungsmitgliedern

Diese Feuerwehr bestand aus Spritzenmannschaft, Hydrantenmannschaft und Absperr- und Rettungsmannschaft. Der Führer dieser Wehr war Ludwig Mernberger. Der Spritzenmeister war Wilhelm Weber, Chef der Hydrantenmannschaft war Carl Besier und Leiter der Absperr – Rettungsmannschaft war Johann Meckum.
Diese Mannschaft hatte Bestand bis 1934, dann kam es zur Gründung der "Freiwilligen Feuerwehr Dickschied"

Originaltext:
Aufgrund des "Gesetzes über das Feuerlöschwesen" vom 15. Dezember 1933 und des von dem Herrn Minister des Inneren hierauf erlassenen Runderlasses vom 13. Januar 1934 muss in allen Ortspolizeibehörden eine freiwillige Feuerwehr im Sinne des §5 des Gesetzes gebildet werden, in die möglichst alle geeigneten Männer eintreten müssen. Als aktives Mitglied werden nur gesunde, kräftige und gewandte Männer, die den Anforderungen des Dienstes in der Wehr zu genügen im Stande sind, einen guten Ruf haben und arischer Abstammung sind, das 18. Lebensjahr vollendet und das 45. Lebensjahr möglichst nicht überschritten haben, aufgenommen.

Die Freiwillige Feuerwehr Dickschied war geboren...

Bis zum 10. Februar 1934 musste der Bürgermeister einen Führer der Freiwilligen Feuerwehr bestimmt haben, außerdem mussten mindestens 20 Personen namentlich gemeldet werden.
Der erste Ortsbrandmeister – später werden sie in Hessen Wehrführer genannt – war Ludwig Mernberger. Einige der 20 Kameraden aus den Reihen der Gründungsmitglieder waren: Willi Bastian, Willi Dick, Adolf Fischer, Karl Landersheim, Emil May, Fritz Meckum, Johann Meckum, Adolf Mernberger, August Mernberger, Christian Reichert, August Scherber, Erich Scherber, Adolf Schneider, Willi Sonnendecker, Karl Thurn, Willi Thurn, Emil Weldert und Rudolf Weldert.

Die Feuerwehr Dickschied war schon damals in der glücklichen Lage, ein Fahrzeug zu besitzen. Es war eine sogenannte Omnibusspritze mit einer Pumpe, die mit 8 Mann betätigt wurde und sogar schon für Saugbetrieb zum Beispiel aus offenen Gewässern geeignet war. Sie konnte mit bis zu drei Pferden bespannt werden, war Baujahr 1906 und kam vermutlich über Biebrich (Wiesbaden) in die damals selbstständige Gemeinde Dickschied.   

Der erste Ortsbrandmeister, Ludwig Mernberger, hat bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges sein Amt begleitet. Leider sind wegen der Katastrophe, die 1939 über Deutschland hereinbrach, keine Aufzeichnungen mehr vorhanden. Doch 1944, also kurz vor Ende des Krieges, gab es wieder ein Lebenszeichen der Dickschieder Feuerwehr. Der vermutlich 2. Wehrführer von Dickschied war August Scherber. Allerdings ist nicht bekannt, wie viele Kameraden an seiner Seite den Brandschutz sicherstellten.

1946 wurde dann Johann Meckum zum Wehrführer gewählt. Er hatte dieses Amt zwei Jahre inne, bis dann 1948 Adolf Mernberger zum 4. Dickschieder Wehrführer gewählt wurde. Jetzt wurde die Feuerwehr Dickschied modern: was bis dahin die alt ehrwürdige Omnibusspritze verrichtet hatte, übernahm nun eine tragbare, motorbetriebene Kraftspritze, die auf einer Spritzenkarre montiert war. Diese Kraftspritze konnte damals schon 800 Liter Wasser pro Minute fördern!

Das Geräteverzeichnis der Feuerwehr Dickschied vom 20. Januar 1948 belegt u. A. den Besitz von 90m B-Schlauch, 1 B-Strahlrohr, 300m C-Schlauch, 5 C-Strahlrohre, 3 Druckschläuche 48mm, 1 Verteilerstück, 1 Sammelstück, 1 Saugkorb, 3 Standrohre, 3 Hydrantenschlüssel, 1 fahrbare Schlauchhaspel, 1 Schlauchwaschapparat, 1 Schlauchtrockenapparat.

Der Schlauchtrockenapparat war ein Trockenmast, der im alten Schulhof stand. Am Eingang des alten Schulhofes stand auch das Spritzenhaus (Heute sagt man Gerätehaus). Die Omnibusspritze und die fahrbare Schlauchhaspel befinden sich noch heute in unserem Besitz und können im 2015 dafür erbauten "Spritzenhaus" bewundert werden.

Nun kam die Zeit, in der man, wollte man ein richtiger Feuerwehrmann sein, Lehrgänge besuchen musste. Die Landesfeuerwehrschule in Kassel forderte zu Grund- und Maschinistenlehrgängen sowie Ortsbrandmeisterlehrgängen auf. Ein Feuerwehrmann durfte natürlich nicht einfach so nach Kassel fahren, Uniform musste getragen werden.

Originaltext:
"Die Uniformfrage ist jetzt endgültig geregelt. Als Kopfbedeckung ist die Ski- oder Bergmütze bestimmt. Brandmeister tragen dieselben mit silberner Paspelierung. Die alten Uniformröcke können weiter getragen werden. Die alten Dienstgradabzeichen und Kragenspiegel sind jedoch zu entfernen."

Der erste bekannte Dickschieder Teilnehmer eines Gruppenführerlehrgangs in Kassel war vom 13. bis 18. September 1954 Fritz Meckum. Er war der Sohn des 3. Dickschieder Wehrführer Johann Meckum und hatte das Amt 1954 von seinem Vorgänger Adolf Mernberger übernommen.

Die Gemeinde Dickschied war immer noch selbstständig. Der Bürgermeister Karl Thurn konnte stolz auf seine Feuerwehr sein, bestand sie 1965 doch aus fast 40 aktiven Wehrmännern. Am 07. August 1965 wurde Walter Weber zum 6. Dickschieder Wehrführer gewählt. Sein Stellvertreter war Christian Reichert.
Nun hatte auch die Kraftspritzenkarre mit der Tragkraftspritze ausgedient.
Ein VW-Bus T1 wurde vom Gemeinderat Dickschied als nötig befunden und nach größeren Diskussionen angeschafft. Zum Glück saßen im Gemeinderat auch 3 Geroldsteiner, die bei der Abstimmung dafür waren, das Fahrzeug anzuschaffen.
Nach diesem historischen Beschluss traten einige der altgedienten Kameraden aus der Feuerwehr aus, weil sie der Meinung waren, so ein Fahrzeug sei zu teuer.
Der VW-Bus bot Platz für 5 Feuerwehrleute (manchmal auch mehr) und war mit einer Tragkraftspritze ausgerüstet. Auf Fahrer- und Beifahrertür war stolz der Aufdruck "Freiwillige Feuerwehr Dickschied" zu sehen.

1969 wurde Horst Mernberger zum Wehrführer gewählt und war bis 1973 im Amt. 1969 wurde das alte Spritzenhaus abgerissen und im hinteren Teil des Schulhofes wurde ein für damalige Verhältnisse modernes Gerätehaus gebaut. Es gab 2 Garagen, einen Mannschaftsraum und sogar eine Toilette.

Während der Amtszeit von Horst Mernberger wurde die Großgemeinde Heidenrod gegründet und die selbstständige Gemeinde Dickschied war nun Vergangenheit.

Auch die Feuerwehren merkten dieses Zusammenlegen mehrerer Ortsteile zu einer Großgemeinde.

Musste doch nun das ohnehin kaum vorhandene Geld auf 19 Ortsteile irgendwie gerecht verteilt werden.
Zusatzeinnahmen mussten her und so wurde 1972 das erste Dickschieder Feuerwehrfest gefeiert. Im alten Schulhof stand ein riesiges Festzelt und mittendrin ein alter Nussbaum.
Viele Feste dieser Art sollten folgen und wurden legendär. Eines dieser Feste war 1974 das 40jährige Feuerwehrjubiläum.
1973 wurde Adolf Kaltenegger zum neuen Wehrführer gewählt. In dessen Amtszeit, nämlich 1976, wurde wieder ein neues Fahrzeug beschafft. Es war ein Ford Transit TSF mit Staffelbesatzung, hatte aber Material und Ausrüstung für eine Gruppe an Bord. Auch ein Funkgerät war eingebaut. Nun war man ständig mit der Rettungsleitstelle in Bad Schwalbach in Verbindung. Auf Fahrer- und Beifahrertür stand nun: "Freiwillige Feuerwehr Heidenrod-Dickschied"

Die Amtsperiode eines Wehrführers betrug damals 4 Jahre. Doch Adolf Kaltenegger trat aus persönlichen Gründen schon nach 3 Jahren zurück und 1976 wurde Edmund Reichert zum neuen Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Heidenrod-Dickschied gewählt.

In dessen Amtszeit wurde der Grundstein für die Zukunft gelegt. Im Jahr 1976 wurde die Jugendfeuerwehr Dickschied gegründet. In dieser Jugendfeuerwehr konnten alle Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren mitmachen, auch die Mädchen.

Ein Jugendwart, Werner Weldert, wurde gewählt und wir starteten das Abenteuer JFW mit 13 Jugendlichen, Es war eine tolle Zeit...

1980 wurde Hans-Günther Moseler zum Wehrführer gewählt. Er war gleichzeitig auch Vereinsvorsitzender. Die Amtszeit betrug nun 5 Jahre, doch durch unglückliche Umstände musste 1984 neu gewählt werden.

Für ein paar Monate wurde Michael Schüssler kommissarischer Wehrführer. Kommissarisch deshalb, weil er keine Ausbildung besaß, die ihn zum Wehrführer befähigte. Er war aber der einzige, der sich zur Wahl stellte.

1984 stand zum vorletzten Mal ein Festzelt im alten Schulhof. Leider ohne Nussbaum, er blühte nicht mehr! Dafür aber unsere Jugendfeuerwehr: zum 50 jährigen Bestehen der Wehr zählte die JFW sage und schreibe 30 Mitglieder und unsere Einsatzabteilung 32 Mitglieder.

1985 hatten wir dann wieder einen Wehrführer, der die nötige Ausbildung besaß. Mit überwältigender Mehrheit wurde Norbert Thurn gewählt, ein Sohn des vorletzten Bürgermeisters der ehemals selbstständigen Gemeinde Dickschied. Unvergessen bleibt seine Art, Menschen zu führen und ihnen Spaß am Gemeinwohl zu vermitteln. Doch leider trat Norbert Thurn zur Wahl 1990 nicht mehr an. Eberhard Schneider wurde zum 13. Wehrführer gewählt.

1994 stand zum 60-jährigen Jubiläum zum letzten Mal ein Festzelt im alten Schulhof.

1995 wurde unterhalb des Atzmann ein Gemeindezentrum mit Kindergarten, DGH und Feuerwehrgerätehaus errichtet. 1996 sind wir in unsere neue Unterkunft umgezogen, nur unser alter, geliebter Ford Transit durfte nicht mit.

Ein TSF-W auf Mercedes 510-Fahrgestell wurde angeschafft und zum ersten Mal in ihrer Geschichte hatte die Feuerwehr Dickschied ein wasserführendes Fahrzeug. Allerdings mussten wir einen beträchtlichen Teil des Fahrzeuges selbst finanzieren.
Im Jahr 2010 wurde Markus Tönges zum Wehrführer gewählt, der damit Eberhard Schneider nach 20 Jahren ablöste. Er rückte in die zweite Reihe und blieb bis 2018 als stellv. WF tätig.

Das 75-jährige Jubiläum 2009 wurde groß im DGH gefeiert. Leider waren wir 2014 durch den Bau des Spritzenhauses für unsere alte Omnibusspritze so eingespannt, dass das 80-jährige Jubiläum nicht gefeiert wurde. Dafür gab es ein großes Einweihungsfest, auf dem unser langjähriger, damaliger Vereinsvorsitzender Klaus Reichel den Landesehrenbrief überreicht bekam. 

Seit 2014 besteht eine Einsatz- und Ausbildungskooperation mit unserer Nachbarfeuerwehr Nauroth. Beide Wehren rücken im Einsatzfall gemeinsam aus und üben auch gemeinsam.

Seit Januar 2019 stellen wir zusammen mit unserer Partnerwehr die „Atemschutzwehr Nauroth/Dickschied“

Dickschieder Wehrführer

  1. 1934 Ludwig Mernberger
  2. 1944 August Scherber
  3. 1946 Johann Meckum
  4. 1948 Adolf Mernberger
  5. 1954 Fritz Meckum
  6. 1965 Walter Weber
  7. 1969 Horst Mernberger
  8. 1973 Adolf Kaltenegger
  9. 1976 Edmund Reichert
  10. 1980 Hans-Günter Moseler
  11. 1984 Michael Schüssler (kommissarisch)
  12. 1985 Norbert Thurn
  13. 1990 Eberhard Schneider
  14. 2010 Markus Tönges
Nach erfolgreicher Wiederwahl erhielt unser Wehrführer Markus Tönges auf der Jahreshauptversammlung der Heidenroder Feuerwehren 2020 von Bürgermeister Diefenbach und Gemeindebandinspektor Schrömges seine Ernennungsurkunde.
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